Wunder der Cassava-Pflanze – ein öffentlicher Vortrag im Botanischen Garten in Erlangen
Am 17. Juli 2023 fand im Botanischen Garten Erlangen ein spannender Vortrag zum Thema „Wunder der Cassava-Pflanze“ statt. Gehalten wurde die Veranstaltung von Dr. Mercedes Thieme und Dr. Christian Lamm, beide Wissenschaftler am Lehrstuhl für Biochemie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Cassava, auch bekannt als Maniok, ist eine tropische Wurzelpflanze, die im Mittelpunkt dieser Präsentation stand. Ähnlich wie unsere heimische Kartoffel speichert sie Stärke in ihren Wurzeln, die für viele Menschen in den Tropen eine wichtige Nahrungsquelle darstellen. Ihre Robustheit macht sie besonders widerstandsfähig gegenüber Trockenheit und schlechten Bodenverhältnissen und somit äußerst klimawandelresistent. Cassava liefert viel Energie, wächst lokal und benötigt nur geringen Düngereinsatz, weshalb sie in vielen Regionen von überlebenswichtiger Bedeutung ist. Ursprünglich aus dem Amazonasgebiet Südamerikas stammend, wurde die Pflanze von portugiesischen Entdeckern nach Afrika und Asien gebracht, wo sie sich rasch als Hauptnahrungsmittel etablierte. Anders als viele andere Nutzpflanzen wird Cassava nicht aus Samen, sondern aus Stecklingen gezogen – ein unkompliziertes Verfahren, bei dem lediglich ein Zweig in die Erde gesteckt werden muss.
Dr. Thieme und Dr. Lamm wiesen jedoch auch auf die Herausforderungen des Cassava-Anbaus hin, insbesondere in Sub-Sahara-Afrika: Die Ernte erfolgt manuell und erfordert schwere körperliche Arbeit, die meist von Frauen geleistet wird. Zudem enthält das Wolfsmilchgewächs natürliche Giftstoffe, weshalb eine sorgfältige Zubereitung unerlässlich ist. Die Vielseitigkeit der Pflanze zeigt sich in den zahlreichen Produkten, die aus ihr gewonnen werden – darunter Gari, Fufu und Tapioca. Gerade in Zeiten von Dürre und Konflikten ist Cassava eine überlebenswichtige Ressource.
Ein weiterer Fokus des Vortrags lag auf dem internationalen Forschungsprojekt Cassava Source-Sink (CASS), in dem ein globales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern daran arbeitet, Cassava biotechnologisch zu verbessern. Ziel ist es, die Bildung, Verteilung und Speicherung des bei der Photosynthese entstehenden Zuckers zu optimieren, den Ertrag zu steigern und so Hunger zu bekämpfen und Einkommen zu sichern. Dr. Lamm stellte dabei biotechnologische Ansätze wie Transformationstechniken vor und veranschaulichte, wie Forschungsarbeiten im Gewächshaus und auf dem Feld durchgeführt werden. Auch praktische Herausforderungen – etwa logistische Hürden oder Schädlingsbefall – wurden thematisiert.
Die Präsentation brachte den Teilnehmenden die Cassava-Pflanze und ihre globale Bedeutung auf anschauliche Weise näher. Viele Besucher nutzten im Anschluss die Gelegenheit, Fragen zu stellen und mit den Forschenden ins Gespräch zu kommen – ein klares Zeichen für das große Interesse am Thema.
Der Vortrag war ein voller Erfolg und gewährte wertvolle Einblicke in die Potenziale von Cassava sowie die wegweisende Forschung, mit der langfristig ein Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit geleistet werden kann.